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Ein Reisebericht der ARC-Ü75-Ruder-Tour in 7 Akten
Von Michael Herzog

10 ARC-Ruderer fanden sich aus halb Deutschland zusammen, um
wieder einmal rund um Berlin die Gewässer unsicher zu machen. Wie in den letzten Jahren, wurde Quartier im Waldhaus Prieros bezogen und in Ausfahrten das wunderschöne Seengebiet erkundet. Hier der Reise-Bericht in 7 Akten und 5 eingeschlossenen Ruderetappen, mehr Bilder gibt es im internen Bereich:

Akt 1: Anfahrt – 16.07.2017

Die Anfahrt nach Prieros klappte bis auf Geros Odyssee mit Zugverspätung aus Neumünster sehr gut. Die meisten Aktiven trafen sich vorher in Berlin-Treptow, um die von der Turngemeinde Berlin geliehene Barke in Empfang zu nehmen. Nach kurzer Fahrt mit dem Barken-Anhänger musste leider festgestellt werden, dass er schwer überholungsbedürftig war. Die Auflaufbremse funktionierte kaum, das Abstellrad drohte abzubrechen und die Blinkanlage konnte mit dem Zugwagen nicht synchronisiert werden. Eine Absicherung nach hinten und die geistige Flexibilität von Franz, rechts zu blinken, wenn nach links abgebogen werden musste, ermöglichte eine unfallfreie Fahrt nach Prieros.
Vorgewarnt durch obige Erfahrung, wurde abends vorsichtshalber der weitere Weg zur Slip-Anlage, die am nächsten Morgen erreicht werden sollte, erkundet. „Gott sei Dank“, sollte man sagen, da eine der ausgewählten Slip-Anlagen durch zu schmale Anfahrtswege nicht hätte erreicht werden können, sowie in Storkow durch subintelligente Beschilderung einer Baustelle die geplante Anfahrt in einer Sackgasse ohne Wendemöglichkeit geendet hätte (was am nächsten Tag dort durch Lastwagenstau eindrucksvoll bestätigt wurde).
Am Abend im Waldhaus Prieros wurde Horst „überraschend“ zum „Admiral“ wiedergewählt, worauf dieser sich mit einer zünftigen Runde bedankte, aber darauf bestand, nicht bestechlich zu sein!

Akt 2: Großer Storkower See – 17.07.2017 – 25° trocken

Vorgewarnt (s.o.) konnte die Slip-Anlage am Storkower Ruderverein ohne größere Probleme erreicht, die Barke zu Wasser gelassen und aufgeriggert werden. Mit einer Tagestour auf dem Großen Storkower See (bis Schleuse Wendisch Rietz) gewöhnte man sich an die Ruder-Plackerei, eine von P. Sandmeyer in der FAZ beschriebenen „Lebenskunst“: „Der Ruderer durchfährt eine Gegenwart, die er stets schon verlassen hat. Seinen Weg säumen verpasste Chancen. Alles, was er sieht, ist schon vergangen, liegt hinter ihm und dem Boot, auf dem er fährt. Das prägt seine Wahrnehmung der Welt und sein Verhältnis zu ihr und verhilft zu einer Haltung gelassenen Loslassens.“ Philosophischer hätte es unser Admiral auch nicht sagen können.
Das Mittagessen wurde in einer aus den letzten Jahren bekannten, aber diesmal „fischlosen“ Fischerkate an der Hubertushöhe eingenommen. Nachmittags konnte die Barke am Storkower RV vertaut und der Anhänger zurück nach Berlin gebracht werden - mit Absicherung versteht sich.
Abends gedachte Paul mit einem „Lottogewinn von 12 Euro“ und einem Bierchen den zuhause gebliebenen Frauen.

Akt 3: Wolziger See – 18.07.2017 – 26° trocken

In der Nacht hatte es heftig geregnet und uns erst einmal zum Schüppen gezwungen. Wolfgangs Bemerkung: „Wir saufen ab!“ bezog sich daher nicht auf den alkoholgetränkten Abend! Vom Storkower RV durch den Storkower Kanal in den Wolziger See und weiter zum Streganzer See - ein Plan der beinahe schief gegangen wäre. Die Schleusen wurden steuertechnisch vorbildlich durchfahren, aber zum Eingang des Wolziger Sees versperrte ein mit hoher Geschwindigkeit entgegenkommender Frachtkahn mit seitlich angebrachtem Beiboot die Durchfahrt. Die eiligst eingezogenen Plätten reichten nicht ganz ohne den Kahn seitlich zu streifen. Gero wurde vom Rollsitz gehoben und der Rest der Mannschaft kräftig durchgeschüttelt. „Kurt ohne Gurt“ saß trotzdem fest im Sattel, äh, auf dem Rollsitz. Nach kurzer Analyse wurde klar: Mannschaft und Boot körperlich unverletzt. Glück gehabt!

Mittagessen in der „berühmten“ Fischerpünte der „Erscheinenden Bedienung“, wo leckerer frischer Fisch aller Sorten die Speisekarte zierte. Fritz musste allerdings erst mit aufdringlichem Charme Platz für uns alle schaffen.
Am Abend wurde das am heutigen Tag Erlebte durchdiskutiert. Als Resultat wählte die Korona Michael zum „Vertreter des Verwalters für Nautische Fragen“ mit der Aufgabe: „Ablegen-Anlegen-Hinlegen!“ Ein Bierchen und die übliche „Linie“ konnte schließlich das böse Ereignis vergessen machen.

Akt 4: Hölzener See – 19.07.2017 – 27° trocken

Vom Übernachtungspunkt Streganzer See ging es durch die Schleuse des „Beliebtesten Schleusenwärters der Region 2016“, der natürlich alle Schleusenden mit Bonbons versorgte, hinüber zum Hölzener See. Ein leicht verunglücktes Anlegemanöver durch nicht erwarteten Wind und Wellen warf die Mannschaft an der „Anglerklause“ an Land. Leckeres Essen und ein Mittagschläfchen glich die Aufregung aus. Auf der Rückfahrt nach Prieros blieb der Regen, der uns im letzten Jahr an dieser Stelle mit Gewitter und Hagel überraschte, aus. Dafür griffen blutleckende Mücken und Bremsen die ausgemergelten Rudererkörper an. Gero erwies sich hier als Profikiller, erwischte 6 auf einen Streich - „Gero der Kümmerer“ eben! Dafür klatschte direkt zwischen Paul und Wolfgang eine riesige Ladung Vogelkot auf die Planken. Alles Gute kommt von oben! Dann aber ohne Zwischenfall zurück nach Prieros.

Akt 5: Königs Wusterhausen – 20.07.2017 - 24° immer noch trocken

Dietrich, unser Chefmeteorologe, verkündet mit krummem Rücken, dass der angekündigte Regen nur peripher auftreten wird, evtl. gar nicht. Wir können es kaum glauben. Dennoch treibt uns die vorhergesagte 70% Regenwahrscheinlichkeit etwas zur Eile an. Michael schüppt das nächtliche Regenwasser aus der Barke, verteilt Mineralwasserflaschen und löst die Tampen. Vom Streganza See durch die inzwischen gut bekannte Schleuse zum Dolgen- und Krüpelsee, über Königs Wusterhausen nach Wildau. Auf dem Dolgensee weist uns Franz auf das kommende Abendevent hin: Die Ballade von Hein Fechner!
Mittagessen etwas mager hinter Königs Wusterhausen! Aber wer nichts telefonisch vorbestellt muss eben damit leben. Horst und Wolfgang wechseln sich mit dem Steuern ab. Wer könnte auch Heins Geschichten den ganzen Tag hören....... Beim Anlegen im Wildauer Yachthafen des Wassersportclubs benötigt der „Seniorenwanderrudererehrenobersteuermann“ einen zweiten Anlauf, um die Barke ins Gatter zu bekommen.
Dennoch rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen konnten die schon am Vortag abgestellten Fahrzeuge erklommen werden. Eine Meisterleistung der verantwortlichen Akteure!
Der Abend wird trotz des Regens einer der witzigsten der Tour. Paul übertrifft sich mal wieder mit Eva Dombrowskis Stoßgebeten und Franz ehrt Hein mit seiner angekündigten Ballade!

Akt 6: Grünau-Treptow / letzte Ruderetappe – über 20° trocken

Das Ablegemanöver in Wildau klappt super, wenn Michael nicht etwas an Land vergessen hätte. Also zurück an Land und nochmal das Ganze. Eine von Michael versprochene Runde steigert die Stimmung und soll gleich im Westernsaloon, wo Mittagstisch geplant ist, eingelöst werden.
Danach bricht die letzte Etappe an, der Verkehr wird dichter und die Grünauer Regattastrecke reißt Hein aus seinen Gedanken: Er soll doch bloß die Regattastrecke meiden und außen herumfahren!. Gedacht, getan – schon zieht Hein die Barke unter Ächzen nach Steuerbord und wieselt um die Boje. Das letzte Stück zieht sich ein wenig. Man merkt nun seinen Körper und die Anstrengung der letzten Tage. Schließlich kommen wir wohlbehalten am TiB-Steg an. „Keule“ empfängt uns schon und zeigt uns mal eben, wie eine Barke als Venizianer-Gondel in den Slip-Kanal zu steuern ist. Boot auf den Anhänger ziehen, saubermachen, verpacken, Mängelliste besprechen, fertig. Das war’s!
Der Abend wird mit Franz‘ Abrechnung, Kartenschreiben und den üblichen alten (aber für die meisten schon wieder neuen) Witzen beschlossen.

Akt 7: Rückfahrt – Regen, was sonst?

Morgens nach dem ausgiebigen Frühstück ist Trennung und Heimreise angesagt. Horst und Wolfgang wollen auf der Rückfahrt noch Erich besuchen. Fritz bringt Gero zu seinem Odyssee-Startpunkt und die „Ostwestfalen“ haben vor, Heins Kaffee zu testen. Bei dem nun einsetzenden Regen (sowas nennt man Planung) kann sogar Franz nicht so tief fliegen. Und soweit bekannt sind alle gut zuhause angekommen. Die Tour in 2018 ist schon geplant und wird Anfang Juli stattfinden. Für alle wahrscheinlich ein (neues) Erlebnis......

Teilnehmer: Paul Alt-Epping, Franz Austenfeld, Hein Fechner, Fritz Kellersmann, Wolfgang Kleineidam, Gero Dietrich, Dietrich van Delft, Michael Herzog, Kurt Mickler, Horst Uhlig