Morgens um 10 ist die Ruderwelt am Baldeneysee noch in Ordnung …
… um danach immer besser zu werden!
Wir haben uns lange darauf gefreut: 2 Tage hintereinander eine Menge Kilometer auf freier See zu kloppen. Wer von uns Anfängern hatte vorher schon einmal die Gelegenheit, 24 km am Stück zu rudern? – Keiner.
Und zugegebenerweise hatten wir alle auch ein bisschen Schiss in der Buchse. Am 21. August sollte es für 2 Tage und eine Nacht losgehen. Nachdem in der Vorbesprechung schnell geklärt war, wer mit wem in den Ruhrpott anreist und was mitbringt, wieviel Prozent Fett der Frühstücksquark haben sollte, wie leise ein stilles Mineralwasser wirklich ist und wieviel Rosinen ein Studentenfutter verträgt, standen wir ratz fatz ein paar Tage später und mit Isomatte, Schlafsack, kleinem Wochenend-Sportgepäck in Essen am „Ruderklub am Baldeneysee“ und konnten es gar nicht erwarten, das erste „Und los“-Kommando zu hören.
Nach dem üblichen Durcheinander von Proviantverstauung, Bettenbelegung im 8-Matratzen-Stockbett-Lager und in der komfortablen Weite des Ergoraumes ging es zügig in die Bootshalle zur Einteilung. Mit 14 Personen hatten wir schnell drei Boote startklar gemacht und los ging´s. Herrlich … der große Stausee im Sonnenschein, ruhiges Wasser, wenig Wind und es schien so, als hätte der Ruhrverband extra gemäht für uns: Nur mit wenig Algen, Seegras oder anderen Pflanzen hatten wir unter dem Seespiegel zu kämpfen und wir haben uns dafür umso mehr an Seerosen, Fischreihern, Entenfamilien, Haubentauchern, zukünftigen Martinsgänsen und der spätsommerlichen Botanik erfreuen können. Samstag ging es die Ruhr flussabwärts Richtung Kupferdreh an Heisingen und Rellinghausen vorbei nach Steele. Die Wasserrutsche haben wir uns dort lieber mit sehr sicherem Abstand angeschaut und bestimmt hat sich jeder von uns innerlich geschworen, eine Rutsche höchstens im Schwimmbad und mit Badeklamotten zu benutzen.
Nach einer Stärkung im TVK – hier hat Mechthilds mit 13 Jahren rudern gelernt – waren wir spätnachmittags müde und zufrieden wieder im „Zielhafen“. Boote rein in die Halle, Ruderer raus auf den Sonnensteg – letzteres war der spontane Programmpunkt, den wir mit leichtem Schlummern, netten Gesprächen und ein paar Dehn- und Streckübungen sehr genossen haben. Duschen, umziehen, in Zivilbekleidung - wir haben uns alle sofort wiedererkannt … - und hungrig sind wir gegen Abend zum Griechen in der Nachbarschaft gelaufen. In angenehmer geselliger Runde auf der Terrasse und oberhalb des Sees hatten wir hier einen schönen Abend. Zurück am Bootshaus hatte der Tag dann tatsächlich noch seinen romantischen Höhepunkt, als wir bei Bier und Chips auf schmalen Bänken auf dem Steg saßen, Dönekes von gestern und heute erzählten und plötzlich ein großer dunkelgelber Mond vom Himmel auf uns nieder schien – was braucht ein Ruderer mehr?
Nach einer traumreichen und gleichzeitig relativ ereignislosen Nacht haben wir uns Sonntagmorgen in alter Frische und nach einem ausgiebigen Frühstück frisch gestärkt zum zweiten Rudertag getroffen. Etwas zögerlich waren wir anfangs, da sich das Wetter von seiner wechselhaften Seite gezeigt hatte. Wie im wahren Leben war die Klamottenfrage nicht nur bei uns Frauen eine der wichtigsten des Tages. Diesmal ging es stromaufwärts Richtung Kettwig. Das Besondere an dieser Tour war das große Stauwehr, das wir ziemlich zeitnah und zu Fuß passieren mussten. Aber mit vereinten Kräften und als Gruppe haben wir alle drei Boote mit einem Roller vom See rüber in den Fluss bringen können. Die Fahrt an Werden vorbei bis zur Kettwiger Staumauer war sehr naturbelassen, sonntagsstill und mit ruhigem Wasser – ein Genuss. Das Eis schmeckt in Kettwig übrigens sehr gut und die schnuckelige historische Altstadt ist einen Spaziergang wert. Der Rückweg ist auch auf dem Wasser immer etwas schneller und schon waren wir bald wieder, von vielen Regenschauern und Sonnenabschnitten überrascht, am Wehr und so auch am Ruderklub zurück – schade.
Dankbar waren alle, dass wir - bis auf die typischen Blessuren wie blaue Flecken, Blasen an den Händen und anderen Stellen, die ein oder anderen nassen Schuhe bis hin zum kompletten nassen Hosenbein - alle wieder gesund und heile am Steg angelegt haben und angekommen sind. Von dem vergessenen Seesack, dem gebrochenen Rollsitz und dem Liliputaner-Steuer erzählen wir an dieser Stelle natürlich nichts.
Viel gute Laune und eine harmonische Gruppe, tolle und geduldige erfahrene Ruderer haben dieses Wochenende zu einem besonderen Erlebnis gemacht und uns Anfängern den Sport, das Vereinsleben und die Menschen wieder etwas näher gebracht – vielen Dank dafür.
Riemen- und Dollenbruch und bis zum nächsten Mal.
Daniela, Mai-Anfängerin Mauritz 2016